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So geht moderner Wahlkampf heute
Clubabend | 30. Januar 2018 | 19:00 Uhr | 1893 Das Clubrestaurant, Mercedesstr. 109, 70372 Stuttgart
18:30 Uhr Get-together | 19:00 Uhr Beginn
Moderner Wahlkampf in der Politik benötigt einen Neustart! Das hat eine Studie des Deutschen Marketing Verbands (DMV) herausgefunden. Die These: Um die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger genauer zu erfassen, und um ein besseres Verständnis der politischen Lage zu entwickeln, wird mehr politisches Marketing benötigt.
Doch wie sieht das in der Praxis aus? Darüber haben vier Spitzenpolitikerinnen und -politiker aus Baden-Württemberg auf Einladung des Marketing Club Region Stuttgart-Heilbronn diskutiert – mit erstaunlichen Antworten.
„Die eine ist doch wie die andere! Parteien sind heutzutage überhaupt nicht mehr voneinander zu unterscheiden.“
Wenn Oliver Hildenbrand diese Worte hört, runzelt er die Stirn. Der Landesvorsitzende der Grünen in Baden-Württemberg hat andere Erfahrungen gesammelt. „Während der Verhandlungen um eine neue Regierungskoalition für Deutschland hat sich für mich gezeigt: Die Behauptung, dass Parteien nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind, ist ein Vorurteil. Es gibt klare Differenzen. Nur müssen die wieder deutlicher werden.“
Differenzen wieder deutlicher machen: Diesen Satz dürften auch Ralf E. Strauß, Präsident des DMV, und Julius van de Laar, Kampagnen- und Strategieberater, unterschreiben. Denn in einer gemeinsamen Studie kommen sie zu dem Schluss: Parteien müssen sich und ihre Kandidaten als Marken verstehen, ganz im Sinne eines „Political Marketing“. Die bloße Aufzählung politischer Positionen genüge nicht mehr, so Ralf E. Strauß und Julius van de Laar. Ein professionelles „Brand Management“ müsse her wie etwa in Konsumgüterunternehmen.
„Politiker als Marken – funktioniert das denn auch in der Praxis?“, will Hilmar Pfister wissen, Moderator und Organisator des Abends, hauptberuflich als Pressesprecher des Handelsverbands Baden- Württemberg tätig.
„Also, unserer Partei ist das Branding leichtgefallen“, sagt Stefanie Knecht, Kreis- und Ortsvorsitzende der FDP Ludwigsburg. „Dabei war es wichtig, dass wir einen Markenbotschafter wie unseren Parteivorsitzenden Christian Lindner hatten.“ Für Luisa Boos, Generalsekretärin der SPD in Baden-Württemberg, fällt der Rückblick auf die Bundestagswahl weniger positiv aus. „Wir sind mit unseren Themen nicht durchgedrungen“, sagt sie und ergänzt selbstkritisch: „Da braucht es eine neue Markenstrategie, auch, um uns von anderen Parteien abzugrenzen.“
Sich inhaltlich von den anderen stärker abgrenzen – so müsse moderner Wahlkampf künftig aussehen, darin sind sich alle Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer einig. Egal, ob das mittels Social Media (Oliver Hildenbrand: „Wir brauchen da mehr Emotionen“), direkter Wähleransprache an der Haustür oder klassischem Wahlkampf gelingt.
Als Einstimmung auf den Diskussionsabend im schönen Veranstaltungsraum „Das Büro“ an der Theodor-Heuss-Straße in Stuttgart hatten sich die Politikerinnen und Politiker auf dem Blog des Marketing Club www.mc-stuttgart-heilbronn.de über das Thema „Moderner Wahlkampf“ ausgelassen.
Eine der Schlussfolgerungen von Ralf E. Strauß und Julius van de Laar: Nutze alle verfügbaren Kommunikations- und Interaktionskanäle, wenn es um „Political Marketing“ geht. Darauf spielte Bernhard Lasotta an, CDU-Landtagsabgeordneter aus Heilbronn, als er schrieb: „Die Kommunikation über die sozialen Netzwerke ist niedrigschwelliger und erreicht breitere Zielgruppen und Einzelne.“
Liegt die Zukunft des Wahlkampfs also in den sozialen Medien? Bernhard Lasotta hatte seinen Parteikollegen Daniel Pfleger aus dem CDU-Kreisverband Heilbronn zur Diskussionsveranstaltung geschickt. Und der sagte: „Der klassische Wahlkampf wird so schnell nicht aussterben.“ Dafür gab es parteiübergreifende Zustimmung von den anderen. Oliver Hildenbrand ergänzte: „Wir brauchen Plakate weiterhin. Und sei es nur, um den Menschen zu zeigen, dass Wahl ist.“
Text: Hilmar Pfister
Diskussionsteilnehmer:
Luisa Boos, Generalsekretärin, SPD Baden-Württemberg
Oliver Hildenbrand, Landesvorsitzender, Grüne Baden-Württemberg
Stefanie Knecht, Bundestagskandidatin 2017, FDP Baden-Württemberg
Daniel Pfleger, CDU Heilbronn
Moderator:
Hilmar Pfister, Pressesprecher, Handelsverband Baden-Württemberg