Zebras* und Mittelstand – eine befruchtende Allianz für Innovationen

Oliver Hanisch gilt als vielseitiger und leidenschaftlicher Unternehmer. Er ist mehrfacher Startup-Gründer, Mitinitiator des German Accelerator und war offizieller Vertreter des Bundeslandes NRW im Silicon Valley. So hat er sich als internationaler Insider für Startup-Ökosysteme etabliert. Anfang 2019 übernahm der gebürtige Schwabe die Geschäftsführung der Campus Founders gGmbH mit dem Ziel, ein Entrepreneurship- und Innovationszentrum von überregionaler Bedeutung in Heilbronn zu entwickeln, das den Geist des Unternehmertums und der unternehmerischen Kultur fördert und ein Zuhause für alle Akteure im Startup- und Innovations-Ökosystem schafft. In seinem Gastbeitrag plädiert er für ein neues gegenseitiges Verständnis und gemeinschaftliches Miteinander von Startups und etablierten Firmen, weil sie sich gegenseitig brauchen, um die Transformation voranzutreiben.

Wir leben in einem vom Mittelstand geprägten Bundesland. Für viele dieser Familienunternehmen der „old economy“ gehört es von jeher dazu, für Qualität, nachhaltige und faire Geschäftsbeziehungen, die Umwelt und ihre Mitarbeitenden persönlich einzustehen. Der Anspruch erfolgreicher Unternehmen im Familienbesitz reicht weit über den einer Vorstandsperiode hinaus. Denn bei ihnen geht es um langfristigen wirtschaftlichen Erfolg, den sie von einer Generation zur nächsten weitergeben möchten. Nicht zuletzt auch an die Mitarbeitenden, die durch eine entsprechende Unternehmens-DNA häufig so gut wie zur Familie gehören. Viel mehr Zebra* geht nicht. Wir bei den Campus Founders glauben, die Zebra-Gattung der Startups und die Mittelständler haben viele gemeinsame Werte. Auch sie entscheiden und agieren nachhaltig, pflegen gute Beziehungen zu ihren Partnern, zu ihren Lieferanten, zu ihren Mitarbeitenden und im Umkehrschluss auch die Mitarbeitenden zu ihren Unternehmen. Zebra-Startups schaffen Win-win-Situationen. Es geht ihnen nicht darum, Unternehmen auszuschalten und hinter sich zu lassen, sondern sich zusammenzutun, gegenseitig zu unterstützen und erfolgreiche Ökosysteme zu schaffen. Das ist genau das Mindset, das wir mit den Campus Founders fördern.

Wir brauchen ein gemeinsames Innovationsökosystem

Denn Startups haben als Einzelkämpfer geringe Erfolgschancen. Sie brauchen starke Partner und ein funktionierendes Netzwerk. Wie in der Natur stehen auch im StartupÖkosystem die Akteure in enger Beziehung zueinander. Sie ergänzen sich und sind aufeinander angewiesen. Sie arbeiten zusammen und sichern so nicht nur ihre eigene Zukunft, sondern auch die des gesamten Systems. Ein produktives Ökosystem braucht verlässliche Stakeholder, die ihre Rolle nicht nur richtig verstehen, sondern ihr auch nachkommen. Alle, die Berührungspunkte mit Startups haben, müssen einen Beitrag zum Erfolg leisten. Und ein gründungsfreundliches Klima schaffen. Zum Ökosystem zählen nicht nur Startup- Unternehmer und Investoren, sondern auch Forschungseinrichtungen, Hochschulen, Universitäten, Mentoren und zahlreiche Dienstleister etwa Anwälte, Banken und Recruiter. Auch die Medien und öffentlichen Einrichtungen und vor allem auch die etablierten Unternehmen, die für uns zu den Hauptakteuren im Ökosystem zählen, gehören mit dazu. Alle müssen ihrer Rolle im Ökosystem nachkommen, sicherstellen, dass das Ökosystem gesund ist, und funktioniert. Und es ist wichtig, dass das System im Gleichgewicht ist. Denn tatsächlich sind alle Stakeholder voneinander abhängig. So gibt es beispielsweise ohne gut ausgebildete Talente und Startups keine Sprunginnovation oder Gründungen. Ohne etablierte Unternehmen keine Pilotprojekte oder frühe Kunden. Daher unser Appell: Werdet euch eurer Rolle bewusst und investiert in euer Ökosystem. Fordert mehr Unterstützung von den anderen Stakeholdern, denn Startup-Teams alleine können es nicht schaffen. Es geht nur gemeinsam. „Wettbewerb macht uns schneller, Collaboration macht uns besser.“ Lasst uns alle gemeinsam daran arbeiten, mehr Zebras zu formen und eine Herde zu schaffen, die ganz Deutschland antreibt und uns Innovationskraft schenkt. Und wenn dazwischen doch ein paar Einhörner mit Milliarden-Bewertung auftauchen – umso besser!

*Was bedeutet Zebra*, und wie unterscheiden sie sich von Unicorns? Unicorns sind Startup-Unternehmen, die eine Marktbewertung von über 1 Mrd. US-Dollar haben. Sie sind die Benchmarks der Startup-Szene und werden ausschließlich an ihrer Firmenbewertung gemessen. Unicorns streben in Nischenmärkten eine Monopolstellung an und sind auf starkes Wachstum ausgerichtet. Entsprechend werden mit dem Erfolgsmodell Zug um Zug neue Marktsegmente erschlossen. Zebras dagegen sind schwarz und weiß. Sie sind wirtschaftlich erfolgreich und verbessern nachhaltig die Gesellschaft. Sie opfern nicht das eine für das andere. Als Herdentiere entwickeln sie ihre Stärke in der Gemeinschaft.

„Wettbewerb macht uns schneller,
Collaboration macht uns besser.”

Die Campus Founder verstehen sich als Entrepreneurship- und Innovations-Center, um genau dies zu erreichen. Wir sind eine gemeinnützige Organisation, die mit Hochschulen zusammenarbeitet, und verstehen uns als Mindset-Schmiede für unternehmerisch handelnde Menschen. Dabei legen wir in unserer Arbeit folgend vier Schwerpunkte:

INSPIRATION
Es geht uns darum, den Unternehmergeist in den Menschen zu wecken, sie dazu zu motivieren und zu bewegen, von Konsumierenden zu Machern zu werden.

EDUCATION
Jeder Mensch kann lernen, unternehmerisch zu handeln – wir sorgen für die Vermittlung des passenden Mindsets und die erforderlichen Methodenkompetenz.

APPLICATION
Der Schlüssel liegt in der Anwendung – wir unterstützen bei der Inkubation und Acceleration von (internen) Projekten oder Startups.

CONNECTION
Unser Ziel ist die Vernetzung von Studierenden, Startup-Gründern und Geschäftsführern von Mittelständlern innerhalb des Ökosystems, aber auch der Ökosysteme untereinander.

Bild: Campus Founders©